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Von einem, der auszog, sich durchs Unterholz der Musik zu schlagen

Fred Adrett bringt 2011 mit „Her mit dem schönen Leben“ sein drittes Album nach über sechs Jahren Veröffentlichungspause in Eigenregie raus. Erstmals setzt er dabei vermehrt auf Mitmusiker, statt fast alles selbst zu spielen. Heraus gekommen ist dabei eine Mischung aus Rock, Folk und Indie Pop.

Kann man von einem Comeback sprechen, wenn man weder niemals wirklich weg war, noch je den richtigen Durchbruch geschafft hat? Wie auch immer, Fred Adrett, der womöglich unbekannteste Popstar Hamburgs, ist zurück.

Das vorherige Album Popmusik erschien 2004. Vier Jahre darauf machte das Musikvideo zum Lied Die Reise, das nun auch auf dem Album zu hören ist, bei Youtube und Co. Furore und erreichte gut 50.000 Views.

Nun hat Fred Adrett es endlich fertig gebracht, einen neuen Tonträger aufzunehmen. Dabei hat er diesmal nicht den Großteil alleine zu Hause zusammengestümpert, sondern auf echte Musikanten in einem echten Studio zurückgegriffen. Eine Entscheidung, die er nicht bereut, hat sie doch großartige Umsetzungen seiner Lieder hervorgebracht, die alleine so nicht möglich gewesen wären.

Gerade die den Studiomusikern zugestandenen Freiheiten führten dazu, dass sich Lieder in eine ganz andere Richtung als geplant entwickelten und auch stilistisch neue Bereiche erobern. Schon seine vorherigen DIY-geprägten Werke zeichneten sich durch ständige Wandlung, wie auch permanentes Wandeln durch die Musikgeschichte aus. So erscheint es nur konsequent, wenn nun durch unterstützende Musiker und nicht zuletzt auch die hervorragende Arbeit des Produzenten Carsten Roggenbuck neue Türen aufgestoßen werden. Es lohnt sich also tatsächlich, einfach mal jemanden zu fragen, der sich damit auskennt, anstatt ständig alles alleine machen zu wollen.

So bewegt sich Herr Adrett nunmehr locker zwischen Rock, Folk und Indie Pop. Hier und da meint man sogar, das könnte so eine Art deutscher Country sein. Aber nicht à la Boss Hoss oder Truck Stop, sondern eher im Sinne von Fink. Dass bei einem bisweilen auch allein mit Gitarre auftretenden Musiker schnell die Singer-Songwriterschublade aufgezogen wird, ist ohnehin nicht zu vermeiden.

Wirklich erstaunlich an den adretten Liedern ist, dass sie tatsächlich dermaßen eingängig sind, dass sich schon so manch einer über tagelange Ohrwürmer beschwert hat. Wobei es da sicherlich auch deutlich schlimmere Exemplare gibt.

Immer wieder ist man von Adretts Texten beeindruckt, die zwischen Lakonie und Wortgewandheit pendeln, ohne dabei so kopfig zu werden, wie es bei leider viel zu vielen deutschsprachigen Bands der Fall ist. Mal schwingt Melancholie mit, oftmals ein Augenzwinkern, selbst bei traurigen Liedern wird niemals die Hoffnung aufgegeben. Selten hat man Texte gehört, die so einfach sind, ohne dabei so platt zu werden, dass sie in die Schlagerecke abzudriften drohen. Es sind Lieder, die einen berühren, und zwar im Herzen und im Hirn.